Ein tolles Gedicht hat Frau Helga Schnaberth, welche vor etlichen Jahren von Wien nach Kleinmürbisch gezogen ist, verfasst. Finden Sie nachfolgend interessante Gedanken aus der Feder einer "Zuwanderin" nach Kleinmürbisch. Ein herzliches Dankeschön auch für die Erlaubnis der Veröffentlichung (auch wenn's schon einige Jahre her ist).
Der Aussteiger
Wenn du dein ganzes Leben fast in der Stadt gehackelt hast, möchtest du im Alter nur Stille, Muße und Natur. Und so ziehen viele gern auf das Land, das ist modern.
Man bricht urbane Zelte ab und siedelt um, und nicht zu knapp. Was emsig man in vielen Jahren gehortet und zusamm'getragen - man staunt, und ist total geschlaucht, was zur Existenz man braucht, und mancher wird den Zweifel hegen, dass er der Werbung ist erlegen. Egal, man schleppt von da nach dort und nistet ein am anderen Ort.
Der Aussteiger braucht, irgendwie, zum neuen Leben auch das Vieh. Er träumt von Ziegen, Kühen, Pferden, denn er will ganz ein anderer werden. Der "Zuagraste" stellt staunend fest, dass vieles sich schwer machen lässt, weil es die Ureinwohner stört, die längst schon damit aufgehört.
Was dir so sehr verlockend schien: Beim Fallobst - Mostbirnklauben knien, die Schafe auf die Weide treiben, Kühe melken, Gänse weiden, Ställe misten, Rüben ziehen, Kräuter sammeln, wenn sie blühen, Schweine mästen, Brote backen, Schafkäs machen, Scheiter hacken, Eier sammeln, Zwetschken dörren, und die Stare singen hören, Schwammerln suchen, Hühner füttern, Kaninchen züchten hinter Gittern, Schinken selchen, Trauben lesen - das wär noch längst nicht all's gewesen.
Der Einheimische schätzt es sehr, ist die Arbeit nicht zu schwer, dass kein Misthaufen mehr stinkt, und statt dem Star der "Stoani" singt. Der Dorfbewohner trägt Krawatten, vor der Gemeinde blühen Rabatten, nur keine Kübel für den Müll, und auf den Feldern keinen Güll, und von den Viechern keinen Mist.